Beutel mit Tradition

Eine Geschichte erzählt, dass die Spinne "Wale' Kerü" den Frauen das Häkeln bzw. Weben beigebracht habe. Die Weberspinne war so fleissig, dass sie bereits jeden Morgen mehrere Hängematten und Hüftgürtel fertiggestellt hatte. Die Wayúu fragten die Spinne, wie sie das mache und die Spinne verrat ihr Geheimnis einer einzigen Wayúu. Diese gab ihr Geheimnis im Tausch gegen einen Esel oder eine Ziege an andere Frauen weiter.

So gab es im Laufe der Zeit immer mehr Frauen, die die Kunst des Häkelns erlernten und schliesslich entwickelte sich die Herstellung von Mochilas, Chinchorros (eine Art Hängematte) und Fajas (Hüftgürtel) zum essentiellen Bestandteil in der Erziehung aller Wayúu-Mädchen. Die Wayúu gehören zu den indigenen Völkern Kolumbiens und Venezuelas. Sie leben zum Grossteil auf der Halbinsel La Guajira am Karibischen Meer. Die Wayúu sind traditionellerweise matriarchalisch organisiert; die Frauen trugen und tragen noch heute mit ihren Handarbeiten wesentlich zum Lebensunterhalt einer Familie bei. Die Männer widmen sich meist der Schaf- und Ziegenzucht und dem Bau von typischen Musikinstrumenten.

 

Aufgrund der mittlerweile weltweilt erlangten Popularität der bunten Mochilas, gab und gibt es zahlreiche Versuche, diese zu kopieren und sogar maschinell herzustellen. Die Mochila Wayúu gehört zum Kulturerbe Kolumbiens und verfügt mittlerweile über eine geschützte Ursprungsbezeichnung. Eine echte Mochila Wayúu wird komplett per Hand hergestellt, der Körper der Tasche ist gehäkelt, der Schultergurt kann auch per Hand gewebt sein.

Dieser Prozess dauert oft mehrere Wochen. Oft wird auch die Baumwolle handgesponnen. Charakteristisch für die traditionellen Umhängebeutel sind die farbenfrohen Muster, die auf präkolumbische Symbolik zurückgehen. An der Festigkeit einer Mochila kann man in der Regel die Erfahrung einer Häklerin messen: je fester, desto mehr Erfahrung.